Dieses Thema ist für uns alle, egal ob Fotograf oder Nicht-Fotograf, wichtig und essenziell, um den Alltag und die Herausforderungen des Lebens zu meistern.
Die Praxis der Kontemplation findet in den Religionen der Welt eine breite Anwendung und nimmt dabei unterschiedliche Formen an. Diese spirituelle Übung, auch als Besinnung, Meditation oder innere Einkehr bekannt, hat das Ziel, eine tiefere Verbindung zu spirituellen Wahrheiten herzustellen und das spirituelle Wachstum zu fördern. Unterschiedliche Religionen und Weisheitstraditionen integrieren die Kontemplation auf vielfältige Weise in ihre Lehren und Praktiken.
Rainer Maria Rilke
In der christlichen Mystik ist die Kontemplation eine zentrale Praxis. Mönche und Nonnen in klösterlichen Gemeinschaften widmen sich der stillen Kontemplation, um eine persönliche Beziehung zu Gott aufzubauen. Das kontemplative Gebet, auch als zentrierendes Gebet bekannt, betont das stille Verweilen in der Gegenwart Gottes, jenseits von Worten und Konzepten.
Im Buddhismus spielt die Meditation eine entscheidende Rolle, und viele Formen der Meditation können als kontemplativ betrachtet werden. Vipassana-Meditation, Zen-Meditation und Metta-Meditation sind Beispiele für kontemplative Praktiken, die darauf abzielen, die Natur des Geistes zu verstehen, die Achtsamkeit zu entwickeln und Mitgefühl zu kultivieren.
In der islamischen Mystik, auch als Sufismus bekannt, praktizieren Anhänger die Dhikr, eine Form der Kontemplation durch die ständige Erinnerung an Gott. Die Sufis streben danach, durch innere Einkehr und Hingabe eine tiefere Verbindung zu Allah zu erreichen.
In den hinduistischen Traditionen gibt es verschiedene Formen der Kontemplation, darunter Jnana Yoga, die auf das Streben nach Wissen und Erkenntnis ausgerichtet ist, sowie Bhakti Yoga, das die Hingabe und Liebe zu Gott betont. Die Praxis der Meditation (Dhyana) ist auch im Hinduismus weit verbreitet.
In der jüdischen Mystik, insbesondere im Kabbalismus, gibt es kontemplative Praktiken, die darauf abzielen, eine tiefere Verbindung zu Gott zu schaffen. Die stille Meditation und das Nachdenken über mystische Texte sind integraler Bestandteil einiger jüdischer kontemplativer Traditionen.
Im Taoismus betont die Kontemplation die Harmonie mit dem Dao, dem kosmischen Prinzip. Taoistische Praktiken wie Qigong und Tai-Chi fördern die innere Stille und das Gleichgewicht durch bewusste Bewegungen und Atemübungen.
In vielen indigenen Religionen weltweit gibt es ebenfalls Formen der Kontemplation, die mit der Naturverbundenheit und dem spirituellen Erleben der Umwelt in Verbindung stehen. Die Praxis der Kontemplation durchzieht somit eine breite Palette von religiösen Überzeugungen und bietet den Gläubigen die Möglichkeit, über dogmatische Grenzen hinaus eine tiefere spirituelle Erfahrung zu suchen und zu finden.
Robert Musil
Es geht aber auch ohne „religiöse“ Vorgaben. Liest man die vorhergehenden Beschreibungen, fällt sofort auf, dass das Ziel, also das Erreichen dieses „einen“ besonderen inneren Zustandes, durch die Ausübung der Fotografie ebenfalls erlangt werden kann. Als Beispiel sei hier das oben beschriebene „stille Verweilen in der Gegenwart Gottes“ in der christlichen Religion erwähnt, das aber auch in anderen Religionen ähnlich praktiziert wird. Als Fotograf, der die Natur fotografiert, IST man in der Gegenwart des göttlichen. Man ist davon umgeben, denn die Natur ist ein Ausdruck des Göttlichen. Stille, Hingabe, Bewegung und Atemübungen (Wandern!) und die Entwicklung der Achtsamkeit ist ein Teil des Fotografierens bzw. entsteht während dieser Handlung.
Fotografieren kann daher als meditative Form der Kontemplation beschrieben werden. Man kann sogar sagen, dass der Fotograf durch den bewussten Blick in die Natur, auf das Objekt oder den Menschen, auf der Suche nach dem Göttlichen ist. Eben nach jener Energie, die das Motiv (Natur etc.), erschaffen hat. Aus meinen eigenen Forschungen in der indigenen Architektur dieser Welt sind mir solche Aspekte als tieferer Sinn und Symbolismus in der traditionellen Baukunst bekannt.
Die Kontemplation, auch als Besinnung oder meditative Reflexion bekannt, ist eine Praxis, die tiefgreifende Selbstreflexion und Achtsamkeit beinhaltet. In einer Welt, die oft von Hektik und ständiger Ablenkung geprägt ist, gewinnt die Kontemplation an Bedeutung als Weg, um inneren Frieden, Klarheit und spirituelles Wachstum zu fördern.
Warum also diesen Weg nicht durch die Faszination der Fotografie in der Natur beschreiten?
Ein zentraler Aspekt der Kontemplation ist die Fokussierung auf den gegenwärtigen Moment. Indem man sich von Sorgen über die Vergangenheit oder die Zukunft löst, kann man voll und ganz im Hier und Jetzt leben. Diese Achtsamkeit schafft nicht nur ein tieferes Verständnis für das eigene Leben, sondern fördert auch Mitgefühl und Verständnis für andere. Das ist genau das, was in der Fotografie praktiziert wird. Das Foto entsteht im Jetzt, der Fotograf muss sich auf das Jetzt konzentrieren und Faszination, Begeisterung und Demut sind die emotionalen Aspekte, die währenddessen entstehen.
Es gibt verschiedene Wege, die Kontemplation in den Alltag zu integrieren. Neben traditionellen Methoden wie Meditation können auch Spaziergänge in der Natur, das Betrachten von Kunst oder das Schreiben in einem Tagebuch als kontemplative Praktiken dienen. Der Schlüssel liegt darin, bewusst Zeit für sich selbst zu schaffen und eine innere Haltung der Offenheit und Akzeptanz zu kultivieren. Eine wunderbare Übung in der Fotografie ist es, mit der Kamera hinaus in die Natur zu gehen, ohne ein Foto machen zu wollen. Es ist das zwanglose Annehmen was gerade ist. Und zumeist wird erst genau durch diese innere Haltung ein wahres „Feuerwerk“ an Motiven erkannt.
Das Fotografieren im Kontext der Kontemplation erfordert oft Geduld und Achtsamkeit. Fotografen nehmen sich bewusst Zeit, um sich auf den gegenwärtigen Moment einzulassen, sei es der Sonnenuntergang über dem Horizont, das Spiel von Licht und Schatten auf einem Blatt oder die subtilen Ausdrücke im Gesicht einer Person. Durch diese bewusste Ausrichtung auf den Moment können Fotografen tiefe Verbindungen zu ihren Motiven herstellen und so authentische und ausdrucksstarke Bilder schaffen. Das ist der tiefere Mehrwert, der in der Fotografie steckt. Der Fotograf wird dabei selbst authentisch, weil er präsent ist, denn durch die tiefe Verbindung zum Motiv (Natur etc.) beginnt er selbst das Leben wahrzunehmen und zu spüren.
Um diese Erfahrung des Fotografierens zu erweitern, gibt es auch die Möglichkeit, Fotografie „leben“ zu lassen. Die Fotografie kann auch als Mittel dienen, um die persönliche Kontemplation zu dokumentieren und auszudrücken. Ein Fotograf kann durch seine Bilder seine eigene Reise der Selbstreflexion, Entdeckung und Achtsamkeit festhalten. Die visuelle Sprache der Fotografie ermöglicht es, Emotionen und Gedanken auf eine kraftvolle Weise zu kommunizieren, die oft über Worte hinausgeht. Große Fotografen dieser Welt handeln genau so, ohne es selbst zu wissen. Das ist es, was ich als „Geschichte“ im Foto bezeichne. Es sind die Naturerlebnisse, die achtsam festgehalten und als „Energie“ in den Fotos weiter bestehen, da die Bilder, bei der Betrachtung durch den Fotografen, seine Emotionen wieder aufs Neue entfachen.
Beispiel-Event
zum Thema KONTEMPLATION:
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Jiddu Krishnamurti